Systemvorstellung: Warhammer 40000

Warhammer 40000 is vermutlich mit das bekannteste Science Fiction Tabletop Spiel. Ich möchte dir erzählen was es ausmacht, wie ich es erlebt habe und warum ich es heute nicht mehr spiele.

Omaxx Petersson
Verfasst von
Omaxx Petersson
Letztes Update
 September 5, 2022

Eckdaten

Autor/in Games Workshop
Originalsprache Englisch
Genre Science Fiction
Übersetzung vorhanden? Ja
In Deutschland erhältlich? Ja
Maßstab laut Autor/in 28 bis 32mm
Wie wird gemessen? In Zoll
Wie wird gewürfelt? Sechsseitige Würfel
Was wird bewegt? Einheiten(verbände)
Anzahl der Spieler 2+


Persönliche Meinung und Erfahrungen

Mit dem System Warhammer 40000 bin ich das erste Mal im Jahr 2014 (7. Edition) in Kontakt gekommen. Gespielt habe ich dieses System (fast) bis zum Ende der 8. Edition im Jahr 2020. Meine Meinung und Eindrücke stützen sich somit nicht hauptsächlich auf die im Jahr 2020 erschienene 9. Edition! Dennoch habe ich das System eine gewisse Zeit gespielt und auch einen Releasewechsel erlebt. Einen Einblick in die aktuellen Regeln bekommt außerdem jeder kostenlos in den frei verfügbaren Kernregeln.

Worum geht es?

In der Finsternis der fernen Zukunft gibt es keinen Frieden! Dieses Motto umrahmt das Spieleuniversum von Warhammer 40000 sehr gut. Ein gigantisches Spieluniversum von Weltraumflotten, Sonnensystemen, Planeten, Metropolen und Fabrikwelten ist Schauplatz von zum Teil riesigen Schlachten zwischen 18 unterschiedlichen Fraktionen (Subfraktionen und Unterorden nicht mitgezählt!). Die Hauptfraktionen gehören entweder zum Imperium der Menschheit, zu den Xenos Völkern oder zu Anhängern des Chaos. Für alle Hauptfraktionen gibt es von Games Workshop eine große Auswahl an Modellen.

In diesem Spieleuniversum wählt ihr eine Fraktion aus und führt diese in Schlachten gegen andere Kontrahenten an. Die Schlachten können zwar in ihrer Schlachtgröße skalieren, aber Warhammer 40000 gehört definitiv den Massensystemen an (für Scharmützel existiert der Ableger Warhammer 40000: Kill Team). Das Ziel eines Spielers ist es, während der Schlacht mehr Siegpunkte als sein Kontrahent zu sammeln. Der Weg zu Siegpunkten führt über Primär- bzw. Sekundärmissionen und Missionszielen auf dem Spielfeld. Die Missionen können von einem Kartenstapel gezogen werden, sind szenarienbedingt und können sogar fraktionsspezifisch sein.

Warhammer 40000 baut auf ein *spielphasenunterteiltes I-go-you-go* System* . Eine Schlacht dauert insgesamt X Spielrunden. Jede Spielrunde besteht aus verschiedenen Spielphasen. Zuerst durchläuft Spieler A und im Anschluss Spieler B alle** Phasen. Dann beginnt eine neue Spielrunde. Phasen sind z.B. Bewegungsphase, Schussphase, Nahkampfphase und Moralphase.

Jede Phase bietet dem Spieler einen bestimmten Aktionsrahmen z.B. Einheiten bewegen in der Bewegunsphase, schießen in der Schussphase und kämpfen in der Nahkampfphase. Der Kontrahent darf hierbei nur durch bestimmte Fähigkeiten auf die Aktionen des aktiven Spielers reagieren oder wenn es nötig ist (z.B. zurückschlagen im Nahkampf). Den Rest der Zeit muss er warten bis er an der Reihe ist und seine eigenen Spielphasen durchlaufen darf. Je nach Schlachtgröße und Erfahrung der Spieler kann die Wartezeit (aus eigener Erfahrung) bis zu 45 Minuten dauern.

Modelle und Einheiten haben (ab der 8. Edition) auf ihrem Datanblatt Werte für Bewegung, Kampfgeschick (Kämpfen), Ballistische Fertigkeit (Feuern), Stärke, Widerstand, Lebenspunkte, Anzahl der Attacken, Führerschaft und Rüstungswurf. Das sind viele individuelle Werte. Hinzu kommen Sonderregeln des Einheitentyps, der Fraktion, der Ausrüstung und des Schlachtplans. Modelle können außerdem Auren (Flächeneffekte in einem bestimmten Radius) auf eigene Modelle (Bonus) und gegnerische Modelle (Malus) haben.

Was macht(e) es für mich besonders?

Warhammer 40000 war mein Einstieg in das Tabletop Hobby. Alles hat mich anfangs daran begeistert: das Miniaturendesign, die Qualität, die Artworks, der Umfang des Universums und natürlich das Spielen selbst! Egal auf welche Fraktion die Entscheidung eines Neueinsteigers fällt, sie hat ein umfangreiches und sehr schön gestaltetes Fraktionsbuch (Codex) mit sehr viel Hintergrundgeschichte und unzählbaren Inspirationen zur Gestaltung der eigenen Armee.

Eine (in meinen Augen) sehr positive Entwicklung hat Warhammer 40000 mit dem Start der 8. Edition erlebt. Die Regeln der 7. Edition wurden verschlankt (gestreamlined) und waren plötzlich herunterladbar! Alternativ zu Punktewerten wurden Machtstufen als Anhaltspunkt der eigenen Armeestärke eingeführt. Sogar ein Armybuilder existiert mittlerweile. Dinge wie z.B. Feuerwinkel (bei Fahrzeugbewaffnung) sind ganz verschwunden. Einheiten haben außerdem eigenständige Werte für z.B. Bewegung bekommen (vorher galten Entfernungen pro Einheitentyp wie z.B. alle Infantriemodelle dürfen ...).

Zu Beginn der 8. Edition war das System für mich persönlich in seiner angenehmsten Form vorhanden. Die Kernregeln waren kostenfrei zum Download verfügbar und nicht einmal 15 Seiten lang. Wer erweiterte Regeln wollte (Missionsziele, Schlachtpläne, erweiterte Geländeregeln, Kampagnenregeln) konnte das Hardcover Regelbuch kaufen. Die Investitionen beschränkten sich auf Modelle und das eigene einzelne Armeebuch.

Warum ich dieses System mittlerweile nicht mehr spiele?

Mit der Zeit kamen mehr und mehr Dinge hinzu, bei denen ich als Gelegenheitsspieler zwar schluckte aber noch mitging. Jeder Neustart und Verlauf einer Edition bzw. eines Spielsystems ist eine Chance alte Spieler zu motivieren und neue Spieler zu rekrutieren. Diese Chance wurde in meinen Augen zu Beginn der 8. Edition erfolgreich genutzt. Die 7. Edition war aus meiner damaligen Sicht (eines Einsteigers) eher mit (Lern)Arbeit als mit Spaß verbunden. Das lag vermutlich auch mit daran, dass es mein erstes Tabletop System war. Ich bin aber dran und dabei geblieben - nur eben nicht für immer!

Und das sind meine persönlichen Gründe:

  • Die anfangs sehr angenehme 8.Edition wurde schrittweise (wieder) mit mehr Sonderregeln, Ausnahmen und Mechanismen vollgepackt. Da ich kein Turnierspieler war und auch nicht die Möglichkeit hatte häufig zu spielen, musste ich vor jedem Spiel erst einmal sämtliche Regelupdates (Errata zum Spiel und zu meinen Fraktionen) lernen. Das war irgendwann mit mehr Arbeit als Spaß verbunden.
  • Ich selbst war beim Spiel immer mehr damit beschäftigt mir alle (Sonder)Regeln zu merken und die korrekten Abläufe des Systems einzuhalten, als mir eine Strategie auf dem Schlachtfeld überlegen zu können. Mit Systemen die ich aktuell spiele funktioniert das viel besser!
  • Ich fühlte mich persönlich durch die Releasegeschwindigkeit neuer Modelle, Geschichten, Regeländerungen und Kampagnen unter Druck gesetzt und als Gelegenheitsspieler teilweise abgehängt.
  • Ich empfand es ermüdend 15 bis 45 Minuten warten zu müssen bis ich selbst an der Reihe war. Der Gegenspieler sollte natürlich ebenfalls nicht lange warten und so war ich in meinem Zug eher gestresst als gespannt um an alles zu denken
  • Das spielphasenunterteilte I-go-you-go System hat sich für mich letztendlich weniger strategisch angefühlt als die Kernmechaniken anderer Systeme. Es wird meiner Meinug nach mehr Strategie im Listen schreiben und dem Kauf der richtigen Modelle benötigt, als am Ende beim Einsatz auf dem Schlachtfeld. Ich habe leider keinen Spaß an einem Spiel, bei dem ich nach dem ersten Zug nur noch meine halbe Armee auf dem Tisch habe weil meine Fraktion sich weniger fernkampflastig spielt (Stichwort Alphastrike)
  • Punkteupdates zu Datenblättern werden nicht kostenfrei zur Verfügung gestellt sondern abgedruckt in Büchern verkauft (Chapter approved). Für mich persönlich entsteht damit ein indirekter Kaufzwang der Bücher damit ich auf dem gleichen Level wie meine Mitspieler spielen kann.
  • Es herrscht eine ständige Codexspirale! Jeder Codex wird (in naher oder ferner Zukunft) immer wieder neu erscheinen. Damit ist der vorherige (abgesehen zum Hintergrund) spieltechnisch wertlos oder völlig veraltet.
  • Bücher- und Regelflut zum Spielen bestimmter Fraktionen kosten nicht nur Hunderte von Euros sondern auch viel Lebenszeit diese zu lernen. Zum Spielen der Dark Angels würde ich mit heutigem Stand das Grundregelbuch, den Codex Space Marines und das Dark Angels Supplement (und vielleicht sogar noch mehr?) benötigen
  • Die Preise des Sortiments zum Spielen von Warhammer 40000 steigen stetig an und ich persönlich empfinde Sie zum Teil als völlig überzogen (über 30€ für ein einzelnes Modell eines Captains ... nein danke!)

Zum Abschluss für mich wohl einer der Hauptgründe:

Ich habe durch den Blick über den Tellerand eine Alternative zu Warhammer 40000 kennen- und lieben gelernt, welche mir mehr Spaß macht und sich leichter anfühlt (weniger wie Arbeit!). Es funktioniert einfach besser für meinen Holzkopf, für meine persönlichen Umstände und für meinen Zeitrahmen.